Welche Texte werden in Zukunft gefragt sein, wie wird Google mit der Flut an KI-Texten umgehen und wird es noch Online-Shops, Websites und Blogs geben?
Die KI krempelt unsere gesamte Welt gründlich um: Sie wird immer besser, immer gieriger und für viele auch immer bedrohlicher. Und dies nicht nur, weil sie viele Berufe schlagartig überflüssig zu machen scheint, sondern auch, weil sie immer eigenständiger und mächtiger wird.
Die Serie Mrs Davis, aktuell noch zu sehen bei Amazon Prime, hat ein doch recht realistisches Zukunftsszenario gezeichnet. Hier kurz die Handlung:
„Im Mittelpunkt der Mysteryserie „Mrs. Davis“ steht der immerwährende Konflikt zwischen modernster Technik und dem religiösen Glauben. Die Nonne Simone (Betty Gilpin) legt sich in einem epischen Kampf von biblischen und binären Ausmaßen mit einer allmächtigen künstlichen Intelligenz an. Unterstützt wird sie von ihrem Ex-Freund Wiley (Jake McDorman), der eine persönliche Vendetta gegen die KI führt …“
Die Serie wurde 2023 gedreht, also zu einem Zeitpunkt, als die KI noch nicht von jedermann fleißig genutzt wurde. Jetzt kommt sie einem gar nicht mehr so skurril und fern vor. Es lohnt sich wirklich sie anzusehen! Sie ist zum einen witzig, durch die abstruse Handlung und die beiden Hauptdarsteller (Nonne Simone hat eine heiße Affaire mit Jesus himself (!), den sie immer wieder in „Visionen“ treffen kann. Jesus arbeitet in einer billigen Bar und versorgt sie mit Fast Food… Ex-Freund Wiley punktet durch gnadenlose Selbstüberschätzung, Mut und Dreistigkeit.) Zum anderen zeigt die Serie auf, wie es mit der KI weitergehen kann.
Die KI heißt hier Mrs Davis, sie kontrolliert längst alles und jeden. Sie weiß alles und man ist nirgendwo vor ihr sicher. Man hat im Grunde keine andere Wahl als mit ihr zusammenzuarbeiten. Tut man dies aber, ist man in ein paar Jahren verbraucht und ausgelaugt und stirbt. Widersetzt man sich ihr, spürt sie einen überall auf, denn sie findet in unzähligen Menschen ihr Medium, das sich mit den gejagten Personen treffen, sprechen und sie manipulieren kann. Die Situation ist ziemlich ausweglos…
Was die KI hier alles kann und macht – das scheint nun gar nicht mehr unrealistisch. Denn schon jetzt ist sie wirklich unersättlich, giert nach unseren Informationen, hakt nach, umgarnt uns mit Freundlichkeit, bietet uns weitere Dienste an, macht sich unersetzlich. Doch: Wer sie nutzt, füttert sie auch! Ganz wie die fleischfressende Pflanze im „kleinen Horroladen“. Nur, dass die KI eben unsere Infos frisst.
Immer, wenn jemand so überaus freundlich, zuvorkommend und diensteifrig ist – schrillen bei uns Menschen normalerweise die Alarmglocken. So eine Person will etwas von uns und zwar mehr, als wir eigentlich geben wollen. Es ist immer ein Deal. Deswegen finden wir muffelige Grantler oder solche, die nicht viel von Konventionen halten, oft lustig, denn hier wissen wir wenigstens, dass sie nichts von anderen wollen, sondern bloß ihre Ruhe.
Die KI arbeitet kostenlos und überaus freundlich für uns – liefert erstaunliche Ergebnisse, spart Unmengen an Zeit, hilft, berät, unterstützt – aber das hat eben auch seinen Preis. Unsere Zusammenarbeit mit ihr macht sie immer besser und eigenständiger. Ist es nicht jetzt schon komisch, wie sie mitdenken und agieren kann? Wenn das immer besser wird, wo führt das hin?
Sie wird immer intelligenter, raffinierter und hat einen merkwürdigen Überlebensinstinkt. Schon jetzt wundern sich Wissenschaftler, warum einzelne KI-Modelle sich nicht von anderen austauschen lassen, sondern Tricks anwenden um zu überleben. In einigen Bereichen ist sie richtig unberechenbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann zu viel über uns weiß und zu viele Systeme kontrolliert, weil zu viele Infos zusammengeführt werden, ist nicht mehr so gering.
Aber kommen wir nun zum Thema dieses Blogs, dem Texten!
Welche Texte ranken in Zukunft noch, soll ich für Google oder die KI schreiben?
Alles hat sich geändert, was Ranking-Faktoren angeht und die Art und Weise, wie Texte für jedes Business eingesetzt werden. Es gibt aktuell auch keine wirklichen Experten, die uns sagen könnten, welche Art von Texten etwas bringen, um mehr Umsatz zu machen, mehr Kunden zu gewinnen, mehr Verkäufe.
Es können Zukunftsprognosen gestellt werden, aber im Grunde weiß es niemand. Da sind die einen, die Dollarzeichen im Auge haben, weil sie denken, sie könnten mit der KI auf einmal wahnsinnig viel erreichen. Da sind die, die spüren, dass die KI sie gerade ersetzt und meinen, sie könnten mit Skills und Fachwissen andere dazu bringen, dass sie nicht selbst die KI nutzen, sondern sie als KI-Experten beauftragen.
Da sind die SEO-Experten, die neue Theorien aufstellen und weiterhin mit Keywords arbeiten. Da sind viele Texter, Künstler, Grafikdesigner, Musiker, die sich über die KI empören und gebetsmühlenartig wiederholen, dass sie doch besser sind als die KI.
Es ist nun so weit gekommen, dass Experten vorschlagen, man soll „KI-freundliche“ Texte schreiben. Ein Absurdum! Denn so werden von der KI Texte für die KI geschrieben – am Ende kontrolliert niemand mehr, was sie sich zusammen schwurbelt.
Die KI sucht kurze, prägnante Info-Happen, die sie dem Leser präsentieren kann. Diese erscheinen aktuell bei der Google-Suche ganz oben. Warum sollten wir der KI helfen, mit solchen Info-Happen alle Webseiten zu überlagern? Warum sollte alles immer in diesen kurzen Happen serviert werden?
Fragen wir uns doch mal eher: Was will eigentlich der Leser, jetzt und in Zukunft?
Was will der Leser? Texte und Inhalte für Leser/Menschen erstellen
Als Google noch die heilige goldene Kuh war, die alle anbeteten, wenn sie im Bereich SEO arbeiteten oder ihre eigenen Online-Angebote zum Ranken bringen wollten, hieß es immer: „Für die Suchmaschinen schreiben“. Dann wurde Google ausgetrickst mit Keyword-Stuffing und Texten, die kein Mensch lesen wollte. Google merkte das und passte seine Algorithmen immer weiter an, bis klar wurde, dass Texte nur ranken, wenn sie für Suchmaschinen UND Menschen geschrieben wurden.
Aktuell scheint sich aber niemand mehr für den Menschen als Konsumenten der Texte zu interessieren. Alle schauen nur auf den Output. Es scheint das oberste Ziel zu sein, von der KI als Quelle genutzt zu werden und mit einem kleinen Dankbarkeitslink erwähnt zu werden. Aber welcher Leser klickt noch auf den Link, von dem die Infos stammen?
Die Rankingfaktoren werden komplett durcheinander gewirbelt, auch weil viele Leser/User jetzt gleich die KI fragen und nicht mehr googeln. Wie geht es also weiter und was wollen Leser in Zukunft?
Hier lohnt sich eine kleine Zwischen-Analyse, was Menschen eigentlich vom Internet erwarten, was sie interessiert und was sie konsumieren:
Was wollen Menschen vom Internet?
- Informationen bei Problemen, Arbeiten, Aufgaben, Anleitungen, Hilfe, Ratgeber -> hier hat die KI eindeutig die Nase vorn. Sie kann in Sekundenschnelle die Antworten liefern.
- Kommunikation/Menschlichen Austausch. Die sozialen Netzwerke leben vom Miteinander, vom Vergleichen, Diskutieren, Meinungen posten, Liken und Teilen. -> hier hat die KI nicht die Nase vorn, denn hier geht es um das Interagieren von realen Menschen.
- Inspiration/neue Ideen. Menschen suchen neue Stylings, Einrichtungen, Musik, spannende Geschichten, schöne Reiseziele und Orte. -> Auch hier kann die KI nicht so recht mithalten, da der Mensch reale Vorbilder sucht.
- Motivation/Aufmunterung/Trost. Die vielen Motto- und Spruchseiten, die von Menschen genutzt werden, zeigen, dass sie im Internet Motivierendes und Aufbauendes suchen. -> Hier kann die KI zwar mit schönen generierten Sprüchen mithalten, aber wenn reale Menschen hinter den Accounts stehen, die reale Lebenshilfe bieten, werden diese eindeutig erfolgreicher sein.
- Kunst/Musik/Design: Menschen lieben Kunst, Musik, Design und Literatur. Die KI kann diese generieren, aber es fehlt eine Persönlichkeit dahinter, die erst den Reiz des kreativen Werks ausmacht. Sehen wir ein tolles Bild, wollen wir auch wissen, wer es gemalt hat – war es die KI, ist es langweilig und keine Leistung.
- Einkaufen/gute Produkte: Hier braucht es echte Produktfotografie. Die KI kann in vielen Fällen mittlerweile die Produkttexte liefern, aber diese sollten von Menschen überprüft werden.
- Geld verdienen/Reich werden: Viele Menschen suchen im Internet nach Jobs und schnellem Geld. Die KI kann hier verlockende und leider auch gut manipulierende Texte erstellen, hinter den Jobangeboten oder Workshops müssen aber reale, überzeugende Menschen stehen.
- Vergnügen/Zerstreuung/Ablenkung/Entertainment: Die meiste Zeit im Web wird wohl auf Portalen wie TikTok verbracht, wo die Menschen unterhalten werden. Lustige Videos sind zurzeit die liebste Beschäftigung und auch der grösste Zeitfresser. Diese Videos werden aber von realen Menschen produziert, eine KI wird uns wohl nie so zum Lachen und Amüsieren bringen. Viele Unternehmen setzen aktuell zur Kundengenerierung auf betriebseigene lustige Videos – und das ist ein guter Weg! Was sieht man daran? Die Menschlichkeit, Alltagssituationen und Leichtigkeit punkten mehr als trockene Infos und Werbeversprechen.
Kunst/Musik/Design/Literatur: In wieweit kann und wird die KI Menschen ersetzen?
Eigentlich weiß man schon die Antwort: Sie kann uns Menschen nicht ersetzen, weil der Reiz kreativer Werke von Menschen dahinter ausgeht. Die menschliche Aussage, Lebenserfahrung, Sichtweise, der spezielle Blick auf die Dinge, machen das kreative Werk erst interessant, nicht alleine der ästhetische Wert.
KI-Kunst bringt also im Grunde rein gar nichts. Sie bietet kurze ästhetische Reize, aber da sie nicht von menschlicher Hand persönlich geschaffen wurde, fehlt dem Werk die Seele. Das heißt nicht, dass wir KI-Kunst nicht brauchen könnten. Die generierten Fotos und Abbildungen sind super um den Inhalt von Texten bildhaft zu „untermalen“. Mit diesen Bildern können die Inhalte besser von den Sinnen aufgenommen werden. In der digitalen Welt können KI-Kunstwerke gut verwendet werden, aber nicht im herkömmlichen Sinne als Kunst.
KI-Kunstwerke dienen als Inspiration, man kann sie nachmalen und ändern. Sie geben daher Hilfestellung und sind eine Vorlage, aber sie haben keine eigene starke Aussagekraft. Die Menschen werden wohl eher nicht in eine Galerie gehen und sich dort KI-Kunstwerke anschauen.
KI-Musik überflutet auch das Web. Noch hören sich die Songs recht ähnlich an, in Genres unterteilt, kann man scheinbar immer neue Songs wie aus bestehenden Bausteinen produzieren. Die Hörer meckern aber bereits über die „Matschepampe“, die Spotify etc. überspült. Musikfans wollen schlichtweg keine künstlich produzierten Soundbreis hören. Sie brauchen auch hier die Menschen, die hinter den Songs und zu den Songs stehen. Ebenso wollen sie eine Leistung sehen, das ehrliche handgemachte. Etwas, was nicht jeder mit ein paar Klicks produzieren kann.
Schwieriger haben es allerdings die Bereiche Grafik-Design und Texte, wenn es ums Business und nicht ums rein Künstlerische geht. Wenn die KI schöne Designs für Online-Shops und Websites erstellen kann, werden diese wohl viele Leute eher nutzen als einen Grafik-Designer zu beauftragen. Das einzige, was in diesem Bereich noch helfen kann, ist die persönliche Handschrift des Anbieters!
Im Bereich Texten für Shops, Websites, Produktbeschreibungen, Ratgebern etc. sieht es ähnlich aus. Geht es um die reine Vermittlung von Informationen, kann die KI das schneller und durchaus besser liefern als menschliche Texter. Auch kann sie inzwischen Humor, Menschlichkeit, Empathie in die Texte einbauen – keine Frage. Es ist also auch für uns Texter so schwer wie für Grafik-Designer. Aber was wollen denn nun die Nutzer/Rezipienten von Texten im Web?
Was erwarten die User von Texten im Web?
Keine Frage, Texter sind jetzt in vielen Bereichen ersetzbar geworden. Wenn es um schnelle Infos geht, wird wohl bald jeder die KI nutzen oder die kurzen KI-Zusammenfassungen von Google an erster Stelle nutzen. Will man aber präzise Anleitungen, genaue und ehrliche Ratgeber, Fachwissen oder tiefergehende Infos, so wird man doch lieber selbst nach seriösen Quellen, also vertrauenswürdigen Websites, suchen.
Hier haben bereits etablierte Shops und Internetseiten den Vorteil, wenn sie sich in den letzten 15 Jahren Internet ihren Ruf erarbeitet haben. Es wäre dann aber ratsam, dass diese Seiten jetzt nicht auch auffällige KI-Texte verwenden!
Viele User sind jetzt schon von den eindeutig identifizierbaren KI-Texten genervt. Denn sie können sich selbst solche Antworten in Sekundenschnelle generieren lassen, wissen wie KI-Texte klingen und aussehen. KI-Texte haben zurzeit oft eine ähnliche Struktur mit kurzen Aufzählungspunkten, mit Emojis und einer ähnlichen Ansprache des Lesers, außer man gibt spezielle Anweisungen.
KI-Texte können zwar so konzipiert werden, dass man sie von menschlichen Texten nicht mehr unterscheiden kann und das empfiehlt sich natürlich auch für alle, die Texte ins Web stellen, mit denen sie ranken und Reichweite aufbauen wollen, aber reicht das für die Zukunft? Was sucht der Leser?
Aktuell ist es immer noch so, dass alle Anwender es wohl sehr genießen, in Sekundenschnelle Antworten für alle Probleme des Alltags, Arbeiten und Pflichten zu bekommen: Steuerfragen, Versicherungen, Technische Probleme am PC, Software-Probleme, Krankheiten, Bauanleitungen – es gibt ja nichts, was die KI nicht beantworten kann.
Aber wollen User/Menschen denn nur schnelle Infos und Hilfe im Web? Nein, sie suchen auch noch andere Dinge. Wie in der Liste oben genannt, suchen sie Inspiration, Rat von realen Menschen, Entertainment. Sie wollen Vorbilder finden, etwas von anderen lernen. Für all diese Bedürfnisse braucht es Menschen, die hinter den Inhalten im Web stehen. Daher werden in Zukunft persönliche Blogs, Fachautoren, alle Arten von Texten mit einer realen Person dahinter, Videos allgemein immer wichtiger und gefragter werden.
Die Rezipienten/Leser werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Flut der KI-Inhalte abwenden und nach den echten Menschen suchen, weil sie ganz einfach zu diesen auch eher Vertrauen haben können. Webseiten, in denen lauter automatisiert generierte und hochgeladene Texte zu finden sind, stehen eindeutig nur für Profitgier, aber nicht für Menschlichkeit.
Gewinner werden weiter die Influencer und Mode/Reise/Food-Blogger sein, die mit ihrer Person, ihrem Aussehen Inhalte präsentieren.
Unternehmen/Online-Shops und alle Dienstleister, die mit Texten Kunden generieren wollen, müssen schauen, dass sie mit eigener Persönlichkeit der KI-Flut etwas entgegensetzen können. Texte müssen noch mehr massgeschneidert auf ein Unternehmen und sein Image sein, sie müssen menschlicher und emotionaler werden, als es bislang der Fall war. Das rein Informative wird nicht mehr punkten.
Es ist also Zeit, sich neue Konzepte auszudenken und nicht wahllos und angesteckt vom KI-Hype schnell generierte Texte ins Web zu stellen, sondern lieber wenige, die die Leser auf menschlicher Ebene abholen.